Die ForuM-Studie deckt das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und Diakonie auf: Kritisiert werden strukturelle Missstände wie Verantwortungsdiffusion und mangelnde Prävention.
Die veröffentlichte Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche, die sogenannte ForuM-Studie, wurde bereits am 25. Januar 2024 vorgestellt. Sie untersuchte sexualisierte Gewalt innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie. Die zentralen Ergebnisse der Studie sind:
- Anzahl der Beschuldigten und Betroffenen: Es wurden 1.259 Beschuldigte identifiziert, darunter 511 Pfarrpersonen. Mindestens 2.225 Betroffene wurden erfasst. Die Forschenden betonen jedoch, dass diese Zahlen nur die “Spitze des Eisbergs” darstellen.
- Strukturelle Probleme: Die Studie hob die Problematik der “Verant–wortungsdiffusion” hervor, bei der sich niemand direkt zuständig fühlt und Entscheidungsprozesse dadurch verzögert werden.
Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie wurden folgende Schlussfolgerungen gezogen:
- Verbesserte Meldewege: Die EKD hat die Prozesse für Betroffene vereinfacht und die Bearbeitungszeiten für Meldungen verkürzt.
- Sensibilisierung für Nähe und Distanz: Es wurde ein verstärktes Bewusstsein für die Balance zwischen Nähe und Distanz in kirchlichen Beziehungen geschaffen, um Missbrauch vorzubeugen.
- Einbindung von Betroffenen: Betroffene wurden aktiv in den Aufarbeitungsprozess eingebunden, insbesondere aus dem Bereich der ehemaligen Heimkinder.
Bezüglich des psychotherapeutischen Behandlungsbedarfs für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche ist Folgendes zu beachten:
- Individuelle Therapiebedarfe: Opfer sexuellen Missbrauchs benötigen oft spezialisierte psychotherapeutische Unterstützung, um Traumafolgen zu bewältigen.
- Therapieangebote: Es gibt verschiedene Therapieangebote, die speziell auf die Bedürfnisse dieser Betroffenengruppe zugeschnitten sind.
- Zugang zu Therapien: Es ist wichtig, dass Betroffene Zugang zu qualifizierten Therapeutinnen und Therapeuten haben, die Erfahrung in der Behandlung von Traumata durch sexuellen Missbrauch haben.
Die EKD und die Diakonie haben Maßnahmen ergriffen, um Betroffene zu unterstützen und die Aufarbeitung voranzutreiben. Dennoch bleibt weiterhin viel zu tun, um den Opfern gerecht zu werden und zukünftigen Missbrauch zu verhindern.
Hans-Jürgen Papenfuß