Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

Der finanzielle Nutzen der Psychotherapie

Pro investiertem Euro für die Psychotherapie könnten zwischen zwei und fünf Euro im Gesundheitswesen eingespart werden. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Technischen Universität Braunschweig.
Die Wissenschaftler stellten in ihrer Untersuchung die Kosten einer zusätzlichen Mehrbehandlung von Angsterkrankungen und affektiven Störungen dem prognostizierten finanziellen Nutzen gegenüber. Inwieweit eine solche zusätzliche Behandlung für das gesamte Gesundheitswesen finanziell lohnend ist, hängt unter anderem davon ab, wie viele Menschen sich überhaupt psychotherapeutisch behandeln lassen und eine Therapie erfolgreich abschließen. Bei ihrer Prognose gingen die Braunschweiger Forscher davon aus, dass sich 33 beziehungsweise 50 Prozent aller Patienten mit Angststörungen beziehungsweise affektiven Störungen behandeln lassen. Außerdem legten sie der Rechnung eine voraussichtliche Heilungsrate von 78 Prozent bei Angststörungen und von 59 Prozent bei affektiven Störungen zugrunde.
Sie kamen zu dem Schluss, dass, wenn sich ein Drittel der Betroffenen behandeln ließe, jedes Jahr 3,1 Millionen der Patienten gesund werden könnten. Bei einer Behandlungswilligkeit von 50 Prozent wären es sogar 4,8 Millionen Menschen.
Bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 25 Sitzungen könnten daher – je nach Behandlungsquote – innerhalb eines Jahres zwischen ein und zwei Milliarden Euro durch die Behandlung affektiver Störungen und sogar rund acht bis zwölf Milliarden Euro im Bereich der Angststörungen eingespart werden. Denn je mehr Patienten erfolgreich behandelt werden, desto weniger Krankengeld muss ausgezahlt werden. Gleichzeitig wird stationären Behandlungen, Ausfällen durch Arbeitsunfähigkeit und Frühberentungen vorgebeugt.
Auch wenn in den Schätzungen andere Störungsbilder sowie auch verschiedene Ausprägungen der Störungen und zusätzlich auftretende Krankheiten unberücksichtigt blieben, kann diese Kosten-Nutzen-Analyse einen Beitrag in der Debatte um die Bedarfsplanung und Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen leisten.

Literatur:
Wunsch, E.-M., Kliem, S., Grocholewski, A. & Kröger, C. (2013). Wie teuer wird es wirklich? Kosten-Nutzen Abschätzung für Psychotherapie bei Angst- und affektiven Störungen in Deutschland. Psychologische Rundschau, 64, 75-93.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft