Unterschriftenliste - bitte unterschreiben!
Am 17./18. März fanden sich über 100 PsychotherapeutInnen und WissenschaftlerInnen in Bonn-Röttgen zum Symposium zum "Unbehagen in der (Psychotherapie-)Kultur" zusammen. Dieses Symposium sollte "ein Forum sein für diejenigen, die sich unbehaglich fühlen angesichts der Entwicklung zu einer Psychotherapie, die ihr Selbstverständnis darin findet, "Störungen" zu beseitigen, ohne nach deren Sinn, Herkommen und Bedeutung zu fragen."
Bei der Planung dieses Symposiums war die aktuelle Brisanz der Themen nicht absehbar. Es fiel zufällig zeitlich genau in den Zeitraum der Planung von Veränderungen der Psychotherapierichtlinien durch den G-BA, die die Aufnahme neuer Psychotherapieverfahren als Richtlinienverfahren neu regeln sollen. Die Tendenzen gehen dahin, Psychotherapieverfahren künftig nur noch für bestimmte ICD-10-Diagnosen auf der Grundlage von Wirksamkeitsmessungen zuzulassen. Da die Änderungen in ihrem Kern das Verständnis von Psychotherapie und die psychotherapeutische Berufsausübung im vertragsärztlichen Kontext berühren, ist zu befürchten, dass die Anpassungen kurzfristig auch die gesamte Richtlinien-Psychotherapie erfassen können. Dagegen wendet sich die "Bonner Erklärung", die auf dem Symposium verabschiedet wurde.
Diese "Bonner Erklärung" ist als Unterschriftensammlung ausgelegt. Sie soll mit der Bitte um Beachtung dem Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer zugestellt werden, der sehr kurzfristig vor der Aufgabe steht, eine Stellungnahme zur geplanten "Anpassung der Kriterien für die Aufnahme neuer Psychotherapieverfahren" in Ausübung ihres gesetzlichen Stellungnahmerechts zu erarbeiten.
Wir möchten die Kolleginnen und Kollegen dringend bitten, diese Erklärung zu zeichnen und eine entsprechende Mitteilung unter Angabe von Name, Adresse und Beruf an die VPP-Geschäftsstelle zu schicken, bei der die Zeichnungen und Unterschriften zusammenlaufen. Das sollte bis zum 23.3. abends geschehen sein, damit sie dem Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer beim Arbeitstreffen mit Vertretern des Gesprächskreises II der Psychotherapeutenverbände (Treffen aller psychologischen Psychotherapeutenverbände und der Verbänd der Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie) am Samstag den 25.3.06 vorgelegt werden können.
Untenstehend finden Sie die Erklärung im Wortlaut. Bitte kopieren Sie sie sich heraus
Für KollegInnen, die diese Frist nicht einhalten können, ist auch
eine spätere Zeichnung noch sinnvoll, um den breiten Widerstand der Kollegenschaft
gegen diese Absichten des G-BA zu dokumentieren. Bitte werben Sie auch im Kreis
Ihrer KollegInnen für diese Initiative. Die E-Mail-Adresse,
an die Ihre Zeichnung zu senden ist lautet: info@vpp.org
Sie könnne die unterschriebene Erklärung auch an die VPP Geschäftstelle
faxen 030 - 20639912
oder an die folgende Adresse per Post senden
Verband Psychologischer Psychotherapeuten
im BDP
Glinkastr. 5-7
10117 Berlin
Bundesvorstand des VPP im BDP
Die Teilnehmer des Symposiums "Das Unbehagen in der (Psychotherapie-)Kultur" am 17./18. März 2006 in Bonn-Röttgen beschließen folgende
Wir beobachten mit großer Sorge in der Psychotherapie eine Verengung
des Denkens auf Ansätze, die eine "evidenzbasierte Einheitspsychotherapie" favorisieren.
Sinnverstehende, einem humanistischen Menschenbild verpflichtete psychotherapeutische
Traditionen haben in dieser Konzeption keinen Platz: Sie sollen inhaltlich,
politisch und ökonomisch verdrängt und ausgegrenzt werden.
Psychotherapeutische Verfahren sind nach unserem Verständnis nicht eine
Sammlung von Behandlungstechniken, sondern ein System von anthropologischen
Grundannahmen, Persönlichkeits- und Störungstheorien, Behandlungs-
und Techniktheorien und darauf beruhender Behandlungspraxis. Das schließt
wissenschaftlich begründete Weiterentwicklung und den Austausch zwischen
verschiedenen psychotherapeutischen Traditionen ausdrücklich ein.
Wir wenden uns deshalb gegen die Zergliederung von Psychotherapieverfahren in
Verfahren, Methoden und Techniken und gegen die ausschließende, diagnosebezogene
Zuordnung von Psychotherapieverfahren.
Der Reduzierung der Patienten auf Symptome liegt ein Psychotherapieverständnis
zugrunde, das mit dem Selbstverständnis der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
und dem geltenden Psychotherapeutenrecht nicht zu vereinbaren ist. Für
die ganzheitliche Sicht des Menschen, für eine verlässliche psychotherapeutische
Beziehung und für die Entwicklungsmöglichkeiten der Patienten bliebe
kein Raum. Psychotherapeuten behandeln nicht Symptome, sondern Menschen, die
an Symptomen leiden !
Eine Beschränkung von Psychotherapieverfahren auf bestimmte Symptombereiche
und eine Zersplitterung der Psychotherapie in Teilbereiche ist auch aus der
Psychotherapieforschung nicht abzuleiten.
Die Vielzahl der Lebensentwürfe und die vielfältigen Zugänge
zum Verständnis menschlicher Existenz, die sich in unserer pluralen Wertekultur
entfalten, finden ihre notwendige Entsprechung in den unterschiedlichen psychotherapeutischen
Grundrichtungen.
Den neuen Absichten des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit Eingriff in das
Berufsrecht und das Selbstverständnis der überwiegenden Zahl der Psychotherapeuten
setzen wir unseren Widerstand entgegen - im Interesse der Patienten, denen wir
verpflichtet sind und im Interesse der Qualität der psychotherapeutischen
Versorgung.
Wir lehnen die Anerkennung und die Zulassung von psychotherapeutischen Verfahren
ausschließlich auf der Grundlage von Wirksamkeitsmessungen an bestimmten
ICD-10-Diagnosen ab. Das Vorgehen steht im Widerspruch zum Stand der wissenschaftlichen
Erkenntnisse, es erfasst nur einen Bruchteil der Faktoren, die eine erfolgreiche
Psychotherapie ermöglichen.
Wir wenden uns deshalb nachdrücklich gegen die vom Gemeinsamen Bundesausschuss
derzeit angestrebte Form der Neufassung der Psychotherapierichtlinien.
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19.3.2006