Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

Bericht über den 45. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT)

Der 45. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) begann mit der feierlichen Eröffnung durch die Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer. In ihrer Rede zog sie eine Bilanz der Arbeit des Kammer­vorstands und beleuchtete aktuelle Themen und Herausforderungen im Bereich der Psychotherapie. Die Präsidentin hob die Bedeutung der fachlichen und gesellschaftspolitischen Verantwortung hervor und sprach über eine Vielzahl von Aspekten, die derzeit die Psychotherapeutenschaft bewegen.

Schwerpunkte der Rede der Präsidentin

Gesellschaftliche Entwicklungen und psychische Gesundheit. Ein zentrales Thema war die Leipziger Autoritarismus-Studie, die gesellschaftliche Strömungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die psychische Gesundheit beleuchtet. Die Präsidentin betonte, dass psychische Gesundheit in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen stets berücksichtigt werden müsse. Dies gelte insbesondere für Themen wie Suizidassistenz und -prävention sowie die steigende psychische Morbidität bei Jugendlichen.

Approbationsordnung und Herausforderungen in der KJP. Die kürzlich geänderte Approbationsordnung wurde als Fortschritt gewürdigt, jedoch auch als "nur ein Zwischenschritt" bezeichnet. Besonders im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (KJP) bestehe weiterhin dringender Handlungsbedarf, um eine angemessene Versorgung sicherzustellen.

Kritik an den Qualitätssicherungsverfahren in Nordrhein-Westfalen. Scharfe Kritik übte die Präsidentin an den Qualitätsverfahren, die derzeit in einer Erprobungsphase in Nordrhein-Westfalen laufen. Diese seien ein "Bürokratiemonster", das immense Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verursache und wertvolle Arbeitskraft der Psychotherapeut+innen binde. Sie stellte klar, dass der DPT nicht gegen Qualitätsstandards an sich sei, jedoch gegen überbordende bürokratische Anforderungen, die die Versorgung belasten.

Weitere Themen der ambulanten und stationären Versorgung: Im stationären Bereich kritisierte die Präsidentin den Stillstand bei der Psychiatrie-Personalrichtlinie (PPP-RL), obwohl hierzu längst Studien abgeschlossen seien. Zudem werde die Abstinenzregel für suchtkranke Patient*innen derzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) überarbeitet. Auch die Digitalisierung spielte eine Rolle. Die elektronische Patientenakte (ePA) und das eLogbuch wurden als wichtige Entwicklungen hervorgehoben, die jedoch einer konsequenten Weiterentwicklung bedürfen.

Beiträge weiterer Referenten

Anschließend sprach Prof. Dr. Josef Hecken vom G-BA. In seinem Beitrag thematisierte er die Qualitätsstandards (QS) und äußerte begrenztes Vertrauen in die Arbeit des IQTIG. Gleichzeitig zeigte er sich offen, auf Antrag externe Aufträge zur Überprüfung der QS/bzw. einer Alternative zum aktuell geplanten Verfahren in NRW zu vergeben. Er regt er an, das Verfahren zu QS nicht nur zu kritisieren, sondern Alternativen anzubieten. Er überbrachte zudem Grüße von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und merkte an, dass das Gesetz zur Gesundheitsversorgung (GVSG) durch den Koalitionsbruch politisch gescheitert sei.

Im Anschluss folgte Prof. Bschor mit einem Vortrag über das Krankenhauswesen. Er skizzierte die Herausforderungen und Reformbedarfe im deutschen Krankenhaussystem, die auch für die stationäre psychotherapeutische Versorgung von Bedeutung sind.

Fazit

Der 45. Deutsche Psychotherapeutentag bot einen umfassenden Überblick über zentrale Themen der Psychotherapie, von gesellschaftlichen Herausforderungen über Reformen in der Versorgung bis hin zu Digitalisierung und Qualitätsstandards. Die Eröffnung durch die Präsidentin setzte einen klaren Fokus auf Verantwortung und die Notwendigkeit von Verbesserungen, um den wachsenden Anforderungen an die psychische Gesundheitsversorgung gerecht zu werden. Dies wurde zudem durch die Berichte der Ausschüsse ergänzt und fokussiert.

Die Vorträge und Diskussionen unterstrichen den Willen, auch zukünftig aktiv an einer patient*innenorientierten und zukunftssicheren Versorgung mitzuwirken. Selbstverständlich erfolgt der auch die Darstellung der finanziellen Situation der Bundespsychotherapeutenkammer sowie die Planung des neuen Haushaltes.

Ein den gesamten Psychotherapeutentag durchziehendes Thema stellte das Scheitern der Koalition in Berlin das für die psychotherapeutische Versorgung der Bürger*innen mit massiven negativen Folgen verbunden sein wird, da relevante Gesetzesvorhaben für die Versorgung der Bevölkerung (zum Beispiel das GVSG) nicht mehr beschlossen werden (können/werden). Wenn hier nicht fraktionsübergreifend eine Lösung gefunden wird, muss das Gesetz im nächsten Bundestag neu behandelt werden.

Der Psychotherapeutentag endete mit der Verabschiedung verschiedener Resolutionen, die alle auf der Seite der Bundespsychotherapeutenkammer veröffentlicht sind: Hier finden Sie die Resolutionen des 45. Deutschen Psychotherapeutentags.

Hans-Jürgen Papenfuß